Organspende

Lungenfakten

Die Lunge: Ein Gasaustausch-Wunder

Einatmen, Ausatmen – ganz eigenständig übernimmt unser Körper diese lebenswichtige Funktion, ohne dass wir großartig darüber nachdenken müssen. Dabei wird unsere Lunge vom Zwerchfell und von der Atemhilfsmuskulatur unterstützt. Ohne diese Hilfe könnte die Lunge nicht arbeiten.

Aufbau der Lunge

Die Lunge, bestehend aus zwei Lungenflügeln, sitzt im Brustkorb. Auf der linken Seite befindet sich außerdem das Herz, weshalb der linke Lungenflügel weniger Platz hat und etwas kleiner ist als der rechte. Die Lungenflügel selbst bestehen aus Lungenlappen: Zwei auf der linken, drei auf der rechten Seite.

 

Feine Luftkanäle – die Bronchien – ­ verlaufen wie die Äste eines Baumes durch die Lungenflügel. Am Ende der kleinsten Verzweigungen (Bronchiolen) sitzen insgesamt 300 Millionen Lungenbläschen. Die Gesamtfläche aller Lungenbläschen beträgt ca. 100 Quadratmeter, das sind etwa 24 Tischtennisplatten.

Die wichtigsten Lungenfunktionen

Pro Minute machen Erwachsene 12 bis 18 Atemzüge. 10.000 bis 20.000 Liter Luft atmet der Mensch täglich ein und aus. Dazu bewegt sich die Lunge circa 20.000 Mal. Derweil werden unser Blut und dadurch auch sämtliche Muskeln, Organe und einzelne Zellen mit frischem Sauerstoff versorgt. Das durch den Stoffwechsel anfallende Kohlendioxid, die „verbrauchte Luft“, wird wiederum beim Ausatmen aus dem Blut abtransportiert. Dieser Vorgang wird auch Gasaustausch genannt.

 

Übrigens: Nach ungefähr 3 bis 5 Minuten ohne Sauerstoffzufuhr sterben bereits Nervenzellen im Gehirn ab, nach 5 Minuten ist mit irreparablen Schäden zu rechnen. Das zeigt, wie überlebenswichtig die Atmung für den Körper ist.

Was der Lunge schadet

An erster Stelle steht häufig das Rauchen. Eine typische Erkrankung, die fast ausschließlich durch Rauchen verursacht wird, ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (kurz COPD; Verengung der Bronchien).

 

Darüber hinaus ist der Mensch im Alltag verschiedenen Luftschadstoffen wie Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid ausgesetzt, die insbesondere für die Lunge eine Belastung sein können.

 

In den letzten Jahren gibt es außerdem zunehmend Erkenntnisse über Lungenschädigungen die in Verbindung mit der Verwendung von Reinigungsmitteln gebracht werden können. Wer beim Hausputz regelmäßig auf chemische Mittel zurückgreift, setzt seine Lunge einem hohen Risiko aus – teilweise sogar vergleichbar dem eines Rauchers. Hier lautet die Devise: Weniger ist mehr, Wasser und ein Microfaser-Tuch reichen in den meisten Fällen aus.

 

Häufige Lungenerkrankungen

Manche Erkrankungen sind angeboren, andere entstehen im Laufe des Lebens. Manche lassen sich vermeiden und andere nicht. Fest steht: Eine fortgeschrittenen, chronische Lungenerkrankung im Endstadium schränkt nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Lebensqualität ein. Und früher oder später kann ein Organversagen drohen.

Zu den häufigsten Erkrankungen gehören:

– die chronisch obstruktive Lungenkrankheit (kurz COPD; Verengung der Bronchien)

– die Lungenfibrose (narbige Umwandlung des Lungengewebes)

– die Mukoviszidose (erbliche Stoffwechselerkrankung) oder

– die pulmonale Hypertonie (Lungenarterienhochdruck)

COVID-19: Ein neuer Feind der Lunge

Seit 2020 rückt die Corona-Pandemie das Thema Lungengesundheit bzw. -krankheit weiter in den Fokus. Auch eine Covid-19-Erkrankung kann bleibende Schäden an der Lunge verursachen und eine Transplantation erforderlich machen.

 

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) konnte einer jungen Frau und frisch gebackenen Mutter durch ein Spenderorgan das Leben gerettet werden. Ihre eigene Lunge wies nach überstandener Infektion mit dem Coronavirus starke Verwachsungen sowie erste Vernarbungen auf und war fünfmal schwerer als eine „normale“ Lunge.

 

Eine Covid-19-Erkrankung kann akutes Atemversagen oder eine Lungenfibrose nach sich ziehen. In solchen Fällen gilt die Lungentransplantationen mittlerweile als Ultima Ratio. Darüber berichtete jüngst das Ärzteblatt.

 

Gleichzeitig gehören Organtransplantierte zur Risikogruppe und müssen sich vor Infektionen besonders schützen. Denn durch die Einnahme entsprechender Immunsuppressiva ist die natürliche Immunabwehr unterdrückt, damit das „fremde“ Organ nicht wieder abgestoßen wird. Dies kann zusätzlich dazu führen, dass eine Impfung gegen das Coronavirus beispielsweise nicht immer die optimale Wirkung entfaltet.

 

Lungentransplantation als letzte Chance

Sind sämtliche chirurgische und medikamentöse Therapieoptionen
ausgeschöpft, kann eine Organtransplantation für Betroffene die letzte
Chance bedeuten.

 

Wer sich für eine Transplantation entscheidet, muss jedoch bestimmte Kriterien erfüllen,
um auf die Warteliste aufgenommen zu werden. Eine unheilbare,
bösartige Krebserkrankung, eine chronische Infektion oder eine schwere
Erkrankung anderer Organe schließen eine Transplantation beispielsweise
aus. Ebenso regelmäßiger Nikotinkonsum. Zudem liegt die Altersgrenze
bei 65 Jahren.

Historie: Die erste Lungentransplantation

Der US-amerikanische Chirurg James Hardy führte im Jahr 1963 die erste Lungentransplantation durch. Der Patient litt an Lungenkrebs. Die Transplantation verlief erfolgreich, jedoch verstarb der Mann 18 Tage später an einem Nierenversagen.

 

Das Problem: Zu wenig Spenderorgane

2021 registrierte Eurotransplant in Deutschland 294 postmortale Spenderinnen und Spender, deren Lungen für eine Transplantation genutzt werden konnten. Und doch standen am 31. Dezember 2021 noch immer 291 Menschen auf der Warteliste für eine Spenderlunge und teilweise sogar für ein weiteres Spenderorgan. Diese Diskrepanz verdeutlicht das Problem. Es gibt nicht genügend Spenderorgane, um allen Menschen auf der Warteliste eine Transplantation zu ermöglichen.

 

Dies liegt tatsächlich weniger an der Spendenbereitschaft und vielmehr daran, dass die meisten sich zu Lebzeiten nicht mit dem Thema Organspende beschäftigen und ihre Entscheidung dokumentieren. Dabei kann ein kleines Kreuzchen viel bewirken. Organspende rettet Leben – so auch das von Dr. Fabian Kreutzer. Lesen Sie hier das ganze Interview.

 

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  2. Die Leber: Filterorgan und Multitalent