
Organspende
Organvergabe ist Glückspiel?! Nein, denn es gibt feste Regeln, wer was bekommt.

Gefühle wie Glück, Hoffnung, Glaube und Zuversicht, aber mitunter auch Angst und Verzweiflung hängen oft mit dem Thema Organspende zusammen.
Entgegen der Auffassung mancher hat aber die Zuteilung eines Organs nichts mit Gefühlen oder Zufall zu tun, sondern folgt ausschließlich festen Vorgaben
Kriterien für die Organvergabe:
Dringlichkeit
Wie dringend benötigt jemand ein neues Organ? Kann dieser Mensch ohne eine Transplantation überleben?
Ein „HU“-Patient (High Urgency) hat die höchste Dringlichkeitsstufe und wird bei der Vermittlung eines Organs bevorzugt behandelt, während ein Patient mit dem Vermerk „T“ (Transplantable) länger warten muss und, was noch wichtiger ist, länger warten kann.

Blutgruppe
Spender und Empfänger sollten dieselbe Blutgruppe haben. Nur selten wird auf eine Blutgruppen-inkompatible Spende zurückgegriffen. Bei manchen Organen müssen zudem die HLA-Antigene (menschliche Leukozytenantigene oder Gewebemerkmale) übereinstimmen.
Alter, Gewicht und Körpergröße
Diese Kriterien sind mitunter entscheidend für die zu erwartenden Erfolgsaussichten nach der Transplantation. Zum Beispiel altern und wachsen die Organe eines Menschen genauso wie sein restlicher Körper.
Die große Leber eines Erwachsenen könnte einem Kleinkind nicht eingesetzt werden. Allerdings lässt sich die Leber im Vergleich zu anderen Organen in Teilen verpflanzen und wächst anschließend im Körper weiter.
Land
Zwischen der Entnahme und der Transplantation eines Organs darf nicht allzu viel Zeit vergehen. Ein Herz muss in der Regel innerhalb von fünf Stunden transplantiert werden, eine Lunge innerhalb von sechs Stunden und bei anderen Organen bleiben bis zu 12 Stunden Zeit.
Liegen nun zwischen Entnahmeklinik und Transplantationszentrum mehrere Hundert Kilometer oder sogar ganze Landesgrenzen, wird es schwierig, diesen kurzen Zeitraum einzuhalten.
Wartezeit
Auch die bisherige Wartezeit entscheidet, ob und wann jemand ein Organ zugeteilt bekommt. Je länger ein Patient bereits wartet, umso höher ist die Chance auf ein passendes Organ. Bei Patienten, die auf eine Niere warten, entspricht zum Beispiel der erste Dialysetag dem Beginn der Wartezeit.

Am Organspende-Prozess beteiligte Instanzen
Zunächst muss der behandelnde Arzt feststellen, dass eine Organtransplantation überlebensnotwendig ist und die Lebensqualität des Patienten durch diesen Eingriff deutlich verbessert würde. Auch die voraussichtlichen Erfolgsaussichten spielen eine Rolle.
Transplantationszentrum
Anschließend geht eine Meldung an eines der deutschlandweit 50 Transplantationszentren. In einem intensiven Aufklärungsgespräch mit einem weiteren Arzt aus dem Transplantationszentrum werden die Risiken, der Ablauf, die anschließende Behandlung und weitere Aspekte besprochen.
Entscheidet sich der Patient gemeinsam mit seinen behandelnden Ärzten dann für die Transplantation, erfolgt eine Aufnahme auf die Warteliste für ein Spenderorgan.
Eurotransplant
Die Vermittlung eines Organs läuft wiederum über Eurotransplant. Diese Organisation kontaktiert das jeweilige Transplantationszentrum, in dem ein Patient auf der Warteliste steht, sobald ein passendes Organ verfügbar ist.
Dabei steht Eurotransplant zu keiner Zeit mit dem Angehörigen des Spenders oder dem Empfänger persönlich in Kontakt: Die Mitarbeitenden bei Eurotransplant ordnen ein Organ – wie weiter oben bereits beschrieben – lediglich anhand der Blutgruppe, des Alters sowie anderer entscheidender Kriterien den Daten eines ihnen unbekannten Patienten auf der Warteliste zu.
DSO
Die Organspende einschließlich aller Abläufe wird durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) koordiniert. Diese führt beispielsweise – ebenso wie der Transplantationsbeauftragte der Klinik – die Gespräche mit Angehörigen von Organspendern und übernimmt die Meldung eines möglichen Spenderorgans an Eurotransplant.
Welche Aufgaben ein Transplantationsbeauftragter noch übernimmt, erklärt Dr. Hilal Yahya im Interview mit den Lebensrittern.
Entnahmekrankenhaus
Die Organentnahme erfolgt in einem hierfür zugelassenen Krankenhaus. Denn nicht jede Klinik verfügt über die räumliche und personelle Ausstattung, diesen Eingriff durchzuführen.

Die häufigsten Fragen zum Thema Organspende beantworten wir hier.