Menschen

Michael Pöppelmann im #StayAtHome-Interview

Michael Pöppelmann leidet an Markschwammnieren, einer angeborenen Fehlbildung, die unter anderem Nierensteine verursacht. 10 Jahre verbrachte er drei Tage in der Woche an der Dialyse, was seinen Alltag damals ziemlich auf den Kopf stellte.

 

Weihnachten 2017 erhielt er dann den Anruf von seinem Arzt, man habe eine passende Niere gefunden. Diese trägt den Namen „Charlotte“ und war der Beginn eines neuen Lebensabschnitts.

Hier geht’s zum schriftlichen Interview „Die Weihnachts-Niere“ und hier zum Videointerview.

Heute, einige Jahre später wird ihm ein Stück seiner neu gewonnenen Lebensqualität wieder genommen – durch das Coronavirus und die damit verbundenen Einschränkungen als Risikopatient.

Michael Pöppelmann beim Interview mit den Lebensrittern 2019.

Michael Pöppelmann über seinen momentanen Alltag …

 

Liebe Lebensritter,

 

Heiligabend 2017 erhielt ich eine neue Niere. Ein Jahr habe ich es mit allen Höhen und Tiefen nunmehr geschafft, mich richtig wohlzufühlen und ein ganz neues Leben mit einer tollen Lebensqualität (Feiern, Arbeiten, Familie, Essen etc.) zu führen. Nun das, das Coronavirus!

 

Meine Familie und ich haben schon sehr früh erkannt, wie gefährlich die Situation für mich ist. Ich habe mich umgehend aus meinem Geschäft (Fahrschule) zurückgezogen und in mein Haus verkrochen. Meine 24-jährige Tochter ist aus unserem Haus ausgezogen, um meine Frau und mich von außen zu unterstützen und zu versorgen. Dieses ist selbstverständlich besonders für meine Familie äußerst belastend. Schon wieder eine lebensgefährliche Phase, die für alle Familienmitglieder nur schwer zu ertragen ist.

 

Wir wohnen sehr ländlich und so komme ich jetzt mal zu ausgedehnten Fahrradtouren oder Spaziergängen mit meiner Frau und dem Hund. Das war bisher aus zeitlichen Gründen sehr selten möglich.

Entschleunigtes Leben nennt man das wohl. Früher undenkbar, aber es funktioniert. Man muss sich auch nicht den ganzen Tag um das Geschäft kümmern, das inzwischen aufgrund des Coronavirus zwangsgeschlossen ist. [Anmerkung: Die gesetzlichen Regelungen können sich zwischenzeitlich bzw. seit dem Interview wieder geändert haben.]

 

Allerdings kommen jetzt durch null Einnahmen die finanziellen Sorgen dazu. Alle meine Mitarbeiter, die mich während meiner Krankheit so toll unterstützt haben, werden in dieser schweren Zeit von uns auch nicht im Stich gelassen.

 

So glaube ich, dass wir aus dieser Epidemie nicht nur Nachteile mitnehmen werden. Das Leben wird für alle wohl anders sein! Nicht unbedingt schlechter.

 

Wir, die Transplantierten, können nur hoffen, dass wir bis zur rettenden Impfung gesund über die Runden kommen. Wir können die Dinge durch klare Lebenseinschränkungen und Disziplin selber beeinflussen. Wir müssen aber auch darauf hoffen, dass die anderen in unserer Gesellschaft uns mit Rücksicht und Verständnis unterstützen. Es wird verdammt schwer, aber wir schaffen das!

 

Und: Es ist absehbar! Wenn wir das geschafft haben, dann beginnt für meine Familie und mich ein „entschleunigter Lebensabschnitt“. Wir werden unsere Lebensqualität erhöhen und uns für die überstandene schwere Zeit selber belohnen.

 

Herzliche Grüße aus dem sonnigen Münsterland

 

Michael Pöppelmann

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