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Der Plan geht auf – Düsseldorf entscheidet sich

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Prof. Dr. Dr. Frank Schneider ist Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Düsseldorf. Wir haben mit ihm über die aktuelle Kampagne #DüsseldorfEntscheidetSich gesprochen, mit der das Thema Organspende stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden soll. Die Beteiligten setzen alles daran, Organspendeausweise so einfach wie möglich und in einer großen Zahl verfügbar zu machen. Es sollen möglichst viele Menschen davon überzeugt werden, den Ausweis bei sich zu tragen – ganz unabhängig davon, ob darauf die Bereitschaft zur Organspende oder eine Ablehnung vermerkt ist. Initiatoren des Projekts sind die Uniklinik Düsseldorf und weitere Düsseldorfer Krankenhäuser, die Stadt Düsseldorf, die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) und das Netzwerk Organspende NRW e. V., zu dem auch die Lebensritter gehören.

Im Folgenden gibt es das Interview mit Prof. Dr. Dr. Frank Schneider zum Nachlesen.

Lebensritter: Herr Prof. Schneider, was macht das Projekt #DüsseldorfEntscheidetSich aus Ihrer Sicht so besonders und wie ist die Kampagnenidee überhaupt entstanden?

 

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: Also zunächst einmal ist dies eine Initiative, die in Düsseldorf und auch im Großraum Düsseldorf läuft. Eine solche lokale Initiative hat es, glaube ich, weltweit noch nie gegeben.

 

Zur Entstehungsgeschichte: Vor einigen Jahren haben wir am Uniklinikum Düsseldorf einen Masterplan Organspende entwickelt, weil wir gesehen haben, dass es zu wenig Organe für Menschen gibt, die Organe brauchen. Wir haben hier zum Beispiel für Herzen und Nieren ein großes Transplantationsprogramm und würden gerne den Menschen, den Patientinnen und Patienten, besser helfen.

Aus dieser Idee ist unser Masterplan mit verschiedenen Bausteinen entstanden. Ein Baustein ist zum Beispiel, dass wir einen Organspendekoordinator eingestellt haben, der auch genau dies macht: koordinieren, organisieren und sich kümmern. Daneben haben wir aber auch ganz viele andere Maßnahmen in die Wege geleitet – zum Beispiel Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Transplantation und Organspende zu tun haben. Wir haben viele Kontakte zu etablierten Organisationen, die ganz, ganz wichtig und verdienstvoll sind, und diese auch angesprochen. Daraus ist die Kampagne #DüsseldorfEntscheidetSich entstanden.

Lebensritter: Wer macht bei der Kampagne mit und welche besonderen Aktionen gab es bisher?

 

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: Außergewöhnlich an dieser Aktion ist sicherlich, dass wir den Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf als Schirmherrn für die Kampagne gewinnen konnten. Das ist etwas ganz Besonderes und nicht üblich. Wir sind sehr, sehr dankbar dafür, weil es zeigt, dass die Stadt hinter uns steht. Es gab natürlich auch im Vorfeld viele Gespräche mit Behörden, Einrichtungen und Verbänden, die uns wichtig sind.

 

Das Besondere an dieser Aktion ist auch, dass wir den Menschen nicht sagen: „Spendet eure Organe!“ Es gibt eine hohe und sehr intensiv geführte Debatte in Deutschland, die ich in anderen Staaten so nicht erlebe: Soll man alle als Spenderinnen bzw. Spender freigeben? Macht die Politik das? Gibt es diesem Fall ein Register, in dem man angeben kann „Ich will aber nicht“? Unsere Kampagne ist ganz klar: Wir wollen, dass die Menschen sich entscheiden.

Und weitere Höhepunkte sind ganz klar, dass immer mehr Verbände, Behörden und Organisationen mit dazukommen. Jetzt ist auch die Heinrich-Heine-Universität mit an Bord. Wir haben ganz viele Sportvereine, wir haben Karnevalsvereine – was ja im Rheinland ganz wichtig ist. Und wenn ich dann höre, dass ein Eishockey-Spiel in Düsseldorf stattfindet, bei dem 3.000 Organspendeausweise über den Tisch gehen, finde ich: Düsseldorf entscheidet sich wirklich!

Lebensritter: Welches Resümee können Sie nach den letzten fünf Monaten ziehen?

 

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: Die Resonanz, also das, was in der Presse erscheint oder in Funk und Fernsehen, vor allem auch in den sozialen Medien, ist sehr positiv. Ich kann mich nicht an irgendeine Kampagne erinnern, an der ich beteiligt war, die so positiv gewertet wurde. Und ich glaube, es liegt daran, dass wir eine klare Botschaft gesendet haben – nicht hü oder hott, sondern: Entscheidet euch! Nur eine Richtung, egal welche. Ich hätte es natürlich lieber, wenn alle dafür wären, einen Organspendeausweis im Portemonnaie zu haben, aber so weit sind wir noch nicht.

Düsseldorf muss sich entscheiden. Wir haben inzwischen über 100 Auslagestellen und fast 30 Verbände und Organisationen, die mitmachen, wir haben schon über 20.000 Ausweise verteilen können – für mich ist dies ein Ansporn. Es läuft gut, aber jetzt müssen wir noch viel mehr machen. Denn das Prinzip – das haben wir ja gezeigt – funktioniert: Wir können eine ganze Stadt mobilisieren. Und wir dürfen nicht nachlassen. Wir werden die Kampagne jetzt ausweiten – auf die anderen Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen, auf viele andere Orte in Nordrhein-Westfalen und auch aufs ganze Land. Dabei helfen uns sehr viele: die genannten Verbände, aber auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die ja die Organspendeausweise zur Verfügung stellt. Diese Vernetzung würden wir gerne jetzt auf ein höheres Niveau bringen.

Lebensritter: Warum liegt Ihnen das Thema Organspende persönlich am Herzen?


Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: Ich glaube, das liegt daran, dass wir als Medizinerinnen und Mediziner im Allgemeinen und ich als Arzt und Psychologe im Besonderen Patientinnen und Patienten haben, denen wir nicht helfen können. Und das ist ein ganz unbefriedigender Zustand. In dem Moment, wo wir als Ärztinnen bzw. Ärzte die Ahnung haben, wir könnten helfen, setzen wir alles daran, das auch zu tun. Ich weiß, dass wir nicht allen Menschen – auch denen, die wir hier in Düsseldorf im Klinikum ambulant und stationär betreuen – nicht genug helfen können, weil wir nicht genug Organe haben. Und das ist ein ganz persönliches Petitum.

Lebensritter: Welche Botschaft zum Thema Organspende würden Sie den Menschen gerne übermitteln?

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: Deutschland, entscheide dich! Steckt euch einen Organspendeausweis ein.

Lebensritter: Warum fällt es den Menschen eigentlich so schwer, sich zu entscheiden?

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: Es liegt keine Dringlichkeit vor. Außerdem ist der Tod ein Thema, mit dem man sich nicht beschäftigen möchte – genauso wenig wie mit dem Testament oder der Beerdigung. Auseinandersetzungen mit kritischen Situationen möchte man vermeiden.

Lebensritter: Aber wie erklärt man sich dann, dass in den europäischen Ländern um uns herum die Menschen anscheinend doch entscheidungsbereit sind?

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider: Das hat politische Gründe. Deshalb ist bei uns ganz klar die Politik gefragt. Was hier momentan läuft, ist unserer Politik unwürdig.

Im Rahmen der Kampagne #DüsseldorfEntscheidetSich haben wir mit weiteren Initiatoren gesprochen:

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Düsseldorf

Zu den Initiatoren des Projekts gehören die Uniklinik Düsseldorf
und weitere Düsseldorfer Krankenhäuser, die Stadt Düsseldorf, die
Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) sowie das Netzwerk
Organspende NRW
e. V., zu welchem auch die LEBENSRITTER gehören.
Inzwischen konnten zudem viele weitere Organisationen für die Idee
begeistert werden, wie etwa die Rheinbahn, der Fußballverein Fortuna
Düsseldorf, die
Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein oder der Tischtennisverein Borussia Düsseldorf.

Weitere Informationen zur Kampagne und zu den Teilnahmemöglichkeiten sind auf den Seiten der Uniklinik Düsseldorf und des Netzwerks Organspende NRW e.V. zu finden.

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