Menschen

Claudia Krogul im #StayAtHome-Interview

Claudia Krogul leidet an Mukoviszidose, einer genetischen Erkrankung, die sie sogar zeitweise an den Rollstuhl fesselte. Diese Lebensphase liegt nun lange zurück.

 

Seit ihrer Lungentransplantation im Jahr 2012 hat sich im Leben der Frohnatur einiges getan. Unter anderem ist sie stellvertretende Sprecherin des Netzwerks Organspende NRW, engagiert sich für die Aufklärung rund um das Thema Organspende und ist bei nahezu jeder Veranstaltung dieser Art präsent.

 

Durch die Ausbreitung des Coronavirus sitzt Claudia Krogul aktuell allerdings viel häufiger an der Nähmaschine. Was sie sonst noch so macht und wie es ihr momentan geht, verrät sie im #StayAtHome-Interview.

Lebensritter: Wie hat sich Dein Alltag durch die jetzige Situation verändert, womit vertreibst Du Dir die Zeit am liebsten?

 

Claudia Krogul: Mein Alltag hat sich insoweit verändert, dass ich meine ganzen Termine absagen musste und nun zuhause bleibe. Ich treffe weder meine Freunde noch meine Familie (Mama, Papa, Geschwister), weil ich einfach Angst habe, mich irgendwo anzustecken. Ich bin es eigentlich gewohnt, des Öfteren auch mal länger alleine zu sein, da es immer wieder Situationen bei mir geben kann, in denen ich nicht unter Leute darf.

 

Ich kann mich durchaus gut alleine beschäftigen. Zum einen habe genügend Sportgeräte zuhause, um auch Sport zu machen. Und zum anderen habe ich mein Hobby, das Nähen. Und das nutze ich jetzt 10 Stunden am Tag und nähe fleißig Mund-Nasen-Masken. Ich bin schon an meine 400 drangekommen und es werden immer mehr. Sogar meinen Mann musste ich schon mit einbinden, damit ich mit den Bestellungen hinterherkomme. Oft ist es so, dass ich nur zum Essen eine Pause mache und ansonsten an der Nähmaschine sitze.

Lebensritter: Hast Du Dich wegen des Coronavirus ärztlich beraten lassen und welche Verhaltensregeln oder Tipps hast Du erhalten?

 

Claudia Krogul: Ich habe zwar ein Merkblatt aus der MHH vor mir liegen, aber im Grunde steht da nicht mehr drauf als die Verhaltensregeln, die ich direkt nach der Transplantation gelernt habe. Nur muss ich das jetzt nach 8 Jahren wieder intensiver machen. Ich messe täglich Fieber, meine Lungenfunktion, meine Sättigung, meinen Blutdruck und meinen Blutzucker. Solange alles im grünen Bereich ist, muss ich mir keine Sorgen machen.

 

Zudem achte ich auf meine Blutwerte und kann daraus schließen, wie gut mein Immunsystem zurzeit ist. Natürlich kontrolliere ich auch mein Gewicht, aber nur ein Mal pro Woche. Und ansonsten achte ich auf mein Bauchgefühl und fühle in meinen Körper rein, ob irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Wichtig ist auch, dass ich nur mit Mundschutz nach draußen gehe, meine Hände regelmäßig wasche und immer Desinfektionsmittel dabeihabe. Außerdem ist mein Mann wegen mir von der Arbeit freigestellt, damit er sich auch nichts einfängt.

Lebensritter: Kannst Du einkaufen oder spazieren gehen oder Arztbesuche erledigen?

 

Claudia Krogul: Ich muss ehrlich sagen, dass ich alle zwei Wochen mit meinem Mann zusammen einkaufen gehe. Dabei habe ich einen doppelten Mundschutz auf, Handschuhe an und ich sehe zu, genügend Abstand zu anderen Menschen zu halten. Zum Hausarzt gehe ich auch alle zwei Wochen, da mein Immunspiegel weiter kontrolliert werden muss. Aber alle anderen Arzttermine wurden verschoben.

Claudia Krogul beim Nähen von Mund-Nasen-Masken.

Lebensritter: Bist Du im Homeoffice oder musst Du für die Arbeit das Haus verlassen?

 

Claudia Krogul: Da ich Frührentnerin bin, habe ich nicht das Problem mit Homeoffice. Obwohl, wenn man es genau sieht, werden meine ehrenamtlichen Tätigkeiten als stellvertretende Vorstandsvorsitzende vom Bundesverband der Organtransplantierten e. V. und beim Netzwerk Organspende NRW e. V. wie Vorstandssitzungen jetzt als Videocall oder Telefonkonferenz durchgeführt. Irgendwie muss die Arbeit ja doch weiter gehen und irgendwann können wir auch alle wieder vor die Tür.

Lebensritter: Falls Du momentan zuhause bleiben musst, wer erledigt Deine Einkäufe oder besorgt Rezepte beim Arzt und geht für Dich zur Apotheke?

 

Claudia Krogul: Also, wenn ich was brauche, übernimmt das mein Mann. Zum Glück brauche ich gerade keine Rezepte, da ich genügend Medikamente zuhause habe und damit noch lange auskomme – falls es doch Engpässe geben wird.

Lebensritter: Welche Botschaft möchtest Du anderen in der gleichen Situation, oder auch generell den Menschen gerne mitteilen?

 

Claudia Krogul: Kopf hoch! Wir werden das alles überstehen. Sucht euch ein Hobby. Genießt mal die Zeit zuhause zum Runterkommen von all dem Alltagsstress, den man sonst so hat. Wir werden bestimmt schneller wieder in den alten Trott kommen, als uns lieb ist. Schöner wäre es, wenn sich nach dem Ganzen die Welt doch ein bisschen zum Positiven verändern würde.

 

Und bitte bleibt zuhause! Ich als Risikopatient werde das ganze Jahr über Acht geben und meine sozialen Kontakte auf ein Minimum runterfahren müssen. Denn der Virus ist noch längst nicht vorbei. Wir werden noch eine ganze Zeit Spaß mit ihm haben. Sicherheit haben wir alle erst, wenn ein Impfstoff vorhanden ist. Also passt auf euch auf!!! Wir schaffen das!!!

 

Wer mehr über Claudia Kroguls Geschichte erfahren möchte: Hier geht’s zum Interview „Neue Lunge, neues Leben“ und hier zum Video-Interview mit Claudia Krogul.

Sind Sie auch ein Lebensritter und haben eine Geschichte zum Thema Organspende zu erzählen?

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