Sechs Monate verbrachte Stefan Hoff im Krankenhaus, weit weg von seiner Familie und immer in der Ungewissheit, ob wieder alles gut wird. Glücklicherweise wurde es das: Es geht ihm Tag für Tag besser. Er kann endlich wieder leben und seinen Sohn aufwachsen sehen. Das verdankt er seiner Heldin beziehungsweise seinem Helden und der Entscheidung für die Organspende.
Lebensritter: Seit Ihrer Kindheit hatten Sie mit Herzproblemen zu kämpfen. Um welche Erkrankung handelt es sich genau?
Stefan Hoff: Meine Herzgeschichte begann schon mit neun Jahren, ich hatte eine Herzmuskelentzündung. Woher die kam, konnte aber keiner sagen. Durch spezielle Medikamente ging es mir aber so weit gut, ich hatte keinerlei Einschränkungen und konnte sogar Fußball spielen.
Im Alter von 22 Jahren bekam ich dann einen Defibrillator implantiert und erlitt am nächsten Tag einen Schlaganfall. Die Diagnose: arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC). [Anmerkung Lebensritter: Eine ARVC ist eine schwere Herzerkrankung, die durch den fortschreitenden Verlust von Herzmuskelzellen gekennzeichnet ist. Die Herzmuskelzellen werden durch Fett- und Bindegewebszellen ersetzt. In der Folge treten lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auf.]
Lebensritter: Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie ohne ein Spenderorgan nicht überleben würden?
Stefan Hoff: Als ich nach sieben Tagen aus dem künstlichen Koma geholt wurde. Alles war extrem anstrengend, selbst das Haarewaschen im Bett. Und alle zwei Tage hatte ich wieder mit Herzrhythmusstörungen zu kämpfen. Da wurde mir erstmals wirklich bewusst, dass es keinen anderen Ausweg als eine Organtransplantation gab.
„Es waren sehr schlimme Monate.“
Lebensritter: Wie ging es danach weiter? Wie lange mussten Sie auf ein neues Herz warten?
Stefan Hoff: Am 25. August 2021 wurde ich mit der Deutschen Luftrettung ins Herz- und Diabeteszentrum NRW nach Bad Oeynhausen geflogen, da meine Herzleistung nur noch bei zehn Prozent lag. Dort nahm man mich gleich auf die HU (High Urgency)-Liste auf, es bestand also hohe Dringlichkeit zur Transplantation.
Ich wartete vier Monate auf ein passendes Spenderherz, insgesamt verbrachte ich aber sechs Monate in Krankenhaus, bis ich wieder nach Hause durfte.
Lebensritter: Wie war die Zeit in der Klinik bis zur Transplantation für Sie?
Stefan Hoff: Ich fühlte mich nicht gut. Und mir gingen lauter Fragen durch den Kopf: Was wird aus meiner Frau und meinem Sohn? Wann sehe ich die beiden wieder? Werde ich sie überhaupt wiedersehen? Ich war weit weg von meiner Familie, in ständiger Angst und Panik, ob wohl alles gut geht und noch rechtzeitig ein passendes Spenderherz kommt. Es waren sehr schlimme Monate.
„Ich glaube, viele Menschen haben ein falsches Bild von der Organspende.“
Lebensritter: Wie geht es Ihnen heute mit Ihrem Spenderherz, was hat sich für Sie verändert?
Stefan Hoff: Mir geht es echt super, Tag für Tag immer besser. Auch der Muskelaufbau macht sich bemerkbar. Verändert hat sich für mich vor allem, dass ich jetzt endlich mein neues Leben leben kann – ohne die Angst, mich zu stark zu belasten oder Ähnliches.
Lebensritter: Sie müssen jeden Tag Immunsuppressiva einnehmen, damit das fremde Organ nicht abgestoßen wird. Von wie vielen Tabletten reden wir da in etwa?
Stefan Hoff: Die Stärke der Immunsuppressiva hängt zurzeit noch davon ab, wie mein Blutspiegel gerade aussieht, und der wird wöchentlich kontrolliert. Danach richtet sich dann, ob ich mit der Dosis hoch oder runter gehen muss. Das Krankenhaus meldet sich dazu jede Woche bei mir. Nach einem Jahr sollte sich das Ganze aber eingependelt haben.
Die Immunsuppressiva nehme ich zweimal täglich ein, morgens um 8 Uhr und abends um 20 Uhr. Es sind Präparate, zu denen dann allerdings noch weitere Medikamente wie zum Beispiel Kortison oder Blutdrucktabletten hinzukommen. Insgesamt sind es zur Zeit täglich 12 Tabletten.
„Inzwischen geht es mir Tag für Tag besser.“
Lebensritter: Sprechen Sie eigentlich oft über das Thema Organspende?
Stefan Hoff: Ja, mit Freunden und Bekannten und innerhalb der Familie. Ich habe auch schon in einer Realschule einen Vortrag zum Thema Organspende gehalten. Und der nächste Termin an einer anderen Schule ist bereits geplant, dann aber im neuen Schuljahr.
Mir macht es richtig Spaß, die Menschen über Organspende aufzuklären und auch Missverständnisse auszuräumen bzw. Fehlinformationen richtig zu stellen. Es wurde auch schon in einer regionalen Zeitung über mich und das Thema Organspende berichtet.
Lebensritter: Was wünschen Sie sich rund um das Thema Organspende in Deutschland?
Stefan Hoff: Ganz klar: die Widerspruchslösung. Aber auch, dass einfach mehr auf das Thema aufmerksam gemacht und häufiger darüber gesprochen wird.
Ich glaube, viele Menschen haben durch Fehlinformationen ein falsches Bild von der Organspende.
Lebensritter: Was würden Sie Ihrer Spenderin bzw. Ihrem Spender gerne sagen?
Stefan Hoff: Dass ich immer gut auf unser Herz aufpassen werde. Und dass ich so unglaublich dankbar bin, dass er oder sie sich dazu entschieden hat, mir und weiteren Menschen das Leben zu retten. So kann ich meinen Sohn aufwachsen sehen. Du bist mein Held!
„Dank der Organspende kann ich meinen Sohn aufwachsen sehen.“